Kinderwunsch und Körperhaltung

Körperhaltung und Fruchtbarkeit: Wie die Ausrichtung von Becken und Zwerchfell die Empfängnis beeinflusst

Die Körperhaltung hat einen entscheidenden Einfluss auf viele Bereiche unserer Gesundheit und auch bei Kinderwunsch, aber sie wird oft unterschätzt, wenn es um Fruchtbarkeit geht. Gerade das Becken und das Zwerchfell, zwei zentrale Bereiche des Körpers, spielen eine wesentliche Rolle für die Fortpflanzung. Verspannungen oder Fehlhaltungen in diesen Bereichen können den natürlichen Fluss von Qi (Lebensenergie) und Blut stören und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird betont, wie wichtig die Harmonisierung von Körperstrukturen und Energieflüssen ist, um die Bedingungen für eine erfolgreiche Empfängnis zu schaffen.

Die Verbindung von Becken, Zwerchfell und Fruchtbarkeit

Das Becken beherbergt die Fortpflanzungsorgane und ist durch Faszien und Bänder mit dem Zwerchfell sowie dem Rest des Körpers verbunden. Eine gesunde Ausrichtung des Beckens sorgt dafür, dass die Organe in der richtigen Position gehalten werden und gut durchblutet sind. Ist das Becken jedoch gekippt, etwa durch eine schlechte Haltung, oder werden die Beckenbodenmuskeln chronisch angespannt, kann dies zu einer Störung des Blutflusses und der Qi-Zirkulation in den Fortpflanzungsorganen führen.

Ist das Zwerchfell, als zentraler Atemmuskel blockiert, hat ebenfalls einen direkten Einfluss auf die Fortpflanzungsorgane. Bei Stress oder Fehlhaltungen ist das Zwerchfell häufig angespannt, was die Atmung flacher und weniger effektiv macht. Eine flache Atmung wirkt sich wiederum negativ auf den intraabdominalen Druck und die Spannung im Bauchraum aus.Das schränkt  die Beweglichkeit der Organe und deren Versorgung mit Blut und Nährstoffen ein. Auch die die Hormonproduktion der Eiersöcke kann so nachweislich gestört werden.

Die Rolle der Faszien: Das Netzwerk des Körpers

Faszien, das Bindegewebe, das die Muskeln, Organe und Nerven im Körper umhüllt und durchdringt, spielen eine Schlüsselrolle bei der Fruchtbarkeit. Sie verbinden das Zwerchfell mit den Fortpflanzungsorganen und dem Beckenboden. Wenn die Faszien durch Fehlhaltungen, Stress oder mangelnde Bewegung verkleben oder sich verspannen, können sie die Beweglichkeit und die Druckverhältnisse der Fortpflanzungsorgane und ihrer Kapseln einschränken und so den Energie- und Blutfluss stören.

In der TCM wird dieses Ungleichgewicht als Stagnation des Qi und Blutes beschrieben, was die Funktion der Organe beeinträchtigen kann. Der freie Fluss von Qi und Blut ist jedoch entscheidend für die Fruchtbarkeit, da er die Nährstoffversorgung der Gebärmutter und Eierstöcke unterstützt und die  hormonellen Prozesse reguliert.

Wie Fehlhaltungen die Fruchtbarkeit beeinflussen

Fehlhaltungen, wie ein nach vorne gekipptes Becken oder ein Rundrücken, können die Spannungsverhältnisse im gesamten Körper verändern. Besonders im Bereich des Beckens kann eine Fehlstellung den Beckenboden übermäßig belasten. Dies führt oft zu chronischen Verspannungen, die den natürlichen Blutfluss in die Gebärmutter und Eierstöcke behindern.

Darüber hinaus beeinflussen Fehlhaltungen auch die Position der Organe im Bauchraum. Eine schlechte Körperhaltung, die das Zwerchfell einschränkt, kann den intraabdominalen Druck erhöhen und Spannungen auf die viszeralen Faszien (Bauchorgane) ausüben. Diese mechanischen Belastungen wirken sich negativ auf die Fruchtbarkeitsorgane aus, da sie deren Funktion beeinträchtigen und den Energiefluss stören.

Der Einfluss von Zwerchfell und Atmung auf die Fruchtbarkeit

Das Zwerchfell beeinflusst die gesamte Körperhaltung und hat eine direkte Verbindung zum Beckenboden. Eine flache Atmung, verursacht durch Stress oder Fehlhaltungen, führt dazu, dass das Zwerchfell und der Beckenboden nicht mehr optimal zusammenarbeiten. Diese Disharmonie kann zu Verspannungen im unteren Bauchbereich und im Beckenboden führen, was die Fruchtbarkeit weiter beeinträchtigt.

Durch bewusste Atemtechniken und Entspannungsübungen kann das Zwerchfell wieder gelockert werden. Dies verbessert nicht nur die Atmung, sondern auch die Durchblutung der Fortpflanzungsorgane und den Fluss des Qi. Aus der Sicht der TCM fördert dies die Lebensenergie im Unterbauch und schafft optimale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Empfängnis.

TCM und Körperarbeit zur Unterstützung der Fruchtbarkeit

In der Traditionellen Chinesischen Medizin gibt es verschiedene Ansätze, um den Körper bei der Empfängnis zu unterstützen. Akupunktur, Kräutermedizin und Bewegungspraktiken wie Qi Gong helfen, das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen und den Energiefluss zu harmonisieren. Besonders die Akupunkturpunkte entlang der Ren-Mai- und Du-Mai-Meridiane, die den Bauchraum und den unteren Rücken versorgen, sind dafür bekannt, die Fruchtbarkeit zu unterstützen.

Zusätzlich kann eine gezielte Körperarbeit, die auf die Entspannung und Mobilisierung des Zwerchfells, des Beckens und der Faszien abzielt, helfen, Verspannungen zu lösen und den Energiefluss im Körper zu verbessern. Diese Ansätze wirken nicht nur auf der physischen, sondern auch auf der energetischen Ebene und unterstützen die natürliche Balance im Körper.

Praktische Tipps zur Verbesserung der Körperhaltung für bessere Fruchtbarkeit

    1. Atemübungen zur Zwerchfellentspannung: Tiefe Bauchatmung hilft, das Zwerchfell zu entspannen und den Druck im Bauchraum zu regulieren. Versuche, 5-10 Minuten täglich bewusst tief in den Bauch zu atmen.

    1. Beckenbodenentspannung: Übungen wie das „sanfte Kippen des Beckens“ können helfen, Verspannungen im Beckenboden zu lösen. Achte darauf, deinen Beckenboden während des Tages regelmäßig bewusst zu entspannen.

    1. Körperhaltung verbessern: Achte auf eine neutrale Beckenstellung und eine aufrechte Haltung. Kleine Korrekturen im Alltag, wie das Sitzen aufrecht auf einem Stuhl oder das Vermeiden von langem Sitzen in gekrümmter Haltung, können einen großen Unterschied machen.

    1. TCM-Behandlung: Regelmäßige Akupunktursitzungen und die Einnahme von TCM-Kräutermischungen können helfen, das Qi und Blut im Bauchraum zu harmonisieren und die Fruchtbarkeit zu fördern

Zusammenfassung

Die Körperhaltung hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Fruchtbarkeit, insbesondere durch die Verbindung von Becken, Zwerchfell und Faszien. Fehlhaltungen und Verspannungen können den Fluss von Qi und Blut stören und die Fortpflanzungsorgane in ihrer Funktion beeinträchtigen. Mit Techniken aus der TCM sowie gezielter Atem- und Körperarbeit können diese Blockaden gelöst und die natürlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Empfängnis geschaffen werden.


Bernd Michel